Eisenbahn-Bundesamt

Hinweis zur Verwendung von Cookies

Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. Weiter Informationen zur Datenschutz erhalten Sie über den folgenden Link: Datenschutz

OK

Ausgangssituation

Nächtliche Lichtverschmutzung ist ein bei der Allgemeinheit wenig beachteter, aber umso wichtigerer Teil des Naturschutzes in Deutschland und weltweit. Besonders große Auswirkungen hat künstliches Licht auf Insekten, die durch das Licht angezogen werden.

Diese Anziehung wird in der Wissenschaft oft als Staubsaugereffekt beschrieben. Die Anlockung der Insekten durch künstliche Lichtquellen führt zu Irritation und dem Herauslösen aus dem natürlichen Habitat und häufig auch zum Tod der Tiere. Wissenschaftlichen Schätzungen zufolge werden so in jeder Sommernacht in Deutschland rund eine Milliarde Insekten irritiert. Dass die Erhellung der Nacht durch künstliches Licht weltweit jährlich etwa um sechs Prozent zunimmt, zeigt umso mehr den Bedarf für alternative Licht- und Beleuchtungskonzepte auf.

Auch entlang der Schiene gibt es große Bereiche mit nächtlicher Beleuchtung. Im Gegensatz zum Verkehrsträger Straße sind die Strecken zwar nicht durchgehend und regelmäßig beleuchtet, allein in Deutschland sind es jedoch rund 5.400 Bahnhöfe der DB Station & Service (DB S&S) mit regelmäßiger Beleuchtung von Bahnhofsgebäuden und Bahnsteigen. Allein die Länge der beleuchteten Bahnsteige beträgt schätzungsweise 1.900 km. Der Stromverbrauch für die Bahnhöfe von Deutschlands größtem Bahnhofsbetreiber kann somit mit dem einer Großstadt von 100.000 Einwohnern verglichen werden [1].

Die Beleuchtung erfüllt dabei in erster Linie wichtige Aufgaben für die Sicherheit von Personal und Fahrgästen und erlaubt die Orientierung auf dem Bahngelände, die Einhaltung der Barrierefreiheit und die Prävention von Vandalismus. Ein einfaches Abschalten von Bahnhofs- und Bahnsteigbeleuchtung stellt somit keine Option dar. Das Beleuchtungskonzept unterliegt somit sehr strengen Anforderungen, deren Fokus auf der Einhaltung der betrieblichen und verkehrlichen Sicherheit liegt. Bei der Beleuchtung werden zudem bereits Aspekte des Klimaschutzes wie dem zertifizierte Energiemanagementsystem der DB S&S einbezogen. Neben dem Klimaschutz gelangen auch weitere, wenig erforschte Umweltthemen wie der potentielle Einfluss auf Insekten und die Insektenvielfalt in den Fokus.

Das Projekt BALIN soll diese Wissenslücken schließen, indem die Sogwirkung bisher eingesetzter Beleuchtungssysteme an Haltestellen auf die Insektenvielfalt über die mehrjährige Projektlaufzeit untersucht und evaluiert wird. Dazu werden sechs Bahnhöfe im Naturpark Westhavelland mit unterschiedlichen Beleuchtungssystemen ausgestattet und deren Anziehungskraft auf Insekten verglichen. Es werden alternative Lichtquellen mit einer anderen Lichtfarbe und anderer Spektralverteilung eingesetzt. Auch anderweitige Ansätze, wie Bewegungsmelder, Dimm-Einrichtungen und Abschirmungen sollen geprüft werden.

Das Projekt BALIN wird in enger Kooperation mit dem parallel durchgeführten, auch im Naturpark Westhavelland angesiedelten und im Bundesprogramm Biologische Vielfalt geförderten Projekt „Artenschutz durch umweltverträgliche Beleuchtung“ des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei umgesetzt. Weitere Informationen zu dem Projekt finden Sie hier: https://www.tatort-strassenbeleuchtung.de.

Einzelnachweise

1. Raemisch M. A., Lorenz, F., 2020. Optimierung von Beleuchtungsanlagen an Bahnhöfen. Deine Bahn (12/2020), 34-37.