Eisenbahn-Bundesamt

Hinweis zur Verwendung von Cookies

Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. Weiter Informationen zur Datenschutz erhalten Sie über den folgenden Link: Datenschutz

OK

Arbeitsschritte und Durchführung

Das 4-jährige Projekt mit Projektstart im Januar 2021 gliedert sich in insgesamt 9 Arbeitspakete:

Das Projekt BALIN  gliedert sich in neun Arbeitspakete. Die Arbeitspakete werden im Text beschrieben. Das Projekt gliedert sich in neun Arbeitspakete

Im Rahmen der Arbeitspakete 1 und 2 wird zunächst ein Umrüstungs- und Durchführungskonzept erarbeitet, durch welches die Attraktionswirkung der aktuell eingesetzten und veränderten Beleuchtung auf Insekten untersucht werden kann. Mögliche Stellschrauben für eine veränderte Beleuchtung sind die Verwendung von Leuchtmitteln, die eine geringe Anziehungskraft auf Insekten ausüben, die Abschirmung von Leuchten zur Verringerung der Abstrahlung nach oben und zur Seite oder das Herunterdimmen der Beleuchtung. Bei der Entwicklung des Konzepts muss insbesondere auch überprüft werden, welche der Möglichkeiten oder Kombinationen bei großmöglichem Schutz von Insekten gleichzeitig auch die technischen, rechtlichen und sicherheitsrelevanten Aspekte und Besonderheiten im Schienensystem gewährleisten. Das Umrüstungskonzept sieht vor, an sechs ausgewählten Bahnhöfen im Naturpark Westhavelland jeweils bis zu sechs der aktuell verwendeten Leuchten zu modifizieren. Die aktuelle Auswahl sieht den Vergleich zwischen 70 W Natrium-Hochdruckdampfleuchtmittel (Altbestand im System Schiene), 4000 Kelvin LED Leuchtmittel (bei Neu- und Umbau derzeit standardmäßig verbautes Leuchtmittel) und amberfarben temperierte Leuchtmittel (ist derzeit noch nicht standardmäßig vorhanden und wird entsprechend auch nicht verbaut). Um den direkten Vergleich aller drei Beleuchtungstypen am gleichen Bahnhof zu erzielen, sollen nach aktuellem Stand jeweils zwei Leuchten jedes Typs pro Bahnsteig eingesetzt werden. Durch die Umrüstung von insgesamt sechs Bahnhöfen ergeben sich so mehrere Wiederholungen pro Kombination, um statistisch aussagekräftige Untersuchungen vornehmen zu können.

Das Fangen der Insekten erfolgt mit einer Variante der sogenannten Kreuzfensterfalle. Diese besteht aus zwei rechtwinklig gestellten Plexiglasscheiben, die ein Kreuz mit vier Abfangflächen bilden, wie sie erstmals von Hines und Heikkenen (1977) und Wilkening et al. (1981) verwendet wurden. Das Plexiglaskreuz ist an einem Trichter befestigt, und die Insekten, die auf das Plexiglas treffen, werden durch den Trichter zu einer Flasche mit 99.8%igem Ethanol geleitet. Der Trichter und die Flasche werden mit einem dunklen Stoffbeutel überzogen, um zu vermeiden, dass die Insekten von diesen angezogen werden, anstatt auf das Plexiglas zu treffen. Die Oberseite der Falle wird durch einen Deckel abgedeckt, der das Eindringen von Regen in die Falle verhindern soll und gegebenenfalls tagsüber geschlossen wird, um den täglichen Beifang von Insekten zu verhindern. Die Größe der Falle und die Art der Aufhängung werden an die Bedingungen der Bahnhöfe angepasst. Um das Licht nicht zu beeinträchtigen, wird die Falle etwas unterhalb der Lichtquelle in einem Winkel von 90 Grad montiert. Die Größe der Ethanol-Flasche wird während der Testphase optimiert, damit sie groß genug ist um den gesamten Fang abzudecken, aber gleichzeitig so klein wie möglich ist, um nicht mehr Gewicht als nötig hinzuzufügen. Die gleiche Fallenvariante wird auch im Straßenbeleuchtungsprojekt „Artenschutz durch umweltverträgliche Beleuchtung“ eingesetzt, was einen direkten Vergleich der beiden Studien ermöglicht. Die Fallen werden am ZFMK hergestellt.

Variante einer Kreuzfensterfalle (Skizze) Variante einer Kreuzfensterfalle

Im Rahmen des dritten Arbeitspaketes werden die für die Untersuchungen eingesetzten Leuchtmitteltypen licht- und spektraltechnisch vermessen. Darüber hinaus werden die für die Umrüstung notwendigen Leuchten inkl. Zubehör beschafft und bereitgestellt. Da bislang keine amberfarbenen Leuchtmittel für die Schiene standardmäßig verfügbar sind, müssen diese Leuchten als Sonderanfertigung beauftragt werden

Die Arbeitspakete 4, 5 und 6 bilden mit den biologisch-fachlichen Untersuchungen und Analysen den Kern des Forschungsprojektes BALIN. Im Rahmen dieser Arbeitspakete werden die installierten Kreuzfensterfallen regelmäßig entleert und vom Zoologischen Forschungsmuseum Alexander König wissenschaftlich untersucht. Dabei wird die Anzahl und Vielfalt der angezogenen Insekten mit Hilfe unterschiedlicher qualitativer und quantitativer Methoden identifiziert. Dadurch soll auch herausgefunden werden, welche Arten(gruppen) von der aktuell bei der Schiene verwendeten Beleuchtung besonders stark beeinträchtigt sind. Bei der Auswertung werden die ermittelten und berechneten Abundanzen und Artengruppen mit den verwendeten Beleuchtungsarten korreliert und statistisch ausgewertet. Es werden sonstige Einflussfaktoren diskutiert und hieraus eine Abschätzung der Wirksamkeit der Umrüstung bzw. des Einflusses der jeweils verwendeten Leuchtmittel vorgenommen.

Durchführungsschritte im Projekt BALIN. Die Schritte werden im Text beschrieben. Durchführungsschritte

Basierend auf den Erkenntnissen der wissenschaftlichen Untersuchungen werden konkrete Handlungsempfehlungen für einen verbesserten Insektenschutz im Kontext der Bahnhofsbeleuchtung im Schienenverkehr gegeben. Diese Handlungsempfehlungen und Maßnahmen zur Reduktion von Lichtverschmutzung bilden die fachliche Grundlage zur Anpassung von DB internen Konzernrichtlinien und der DB Leuchten-Auswahlliste. Somit tragen die im Rahmen dieses Projektes generierten Erkenntnisse dazu bei, den Insektenschutz beim Verkehrsträger Schiene zu verbessern.